Sonntag, 27. Juni 2010

Frei nach Fassbinder: "Gier essen Hirn auf"!

Dank des Internets sind Verlockungen schnell unter die Leute gebracht. Die Masche ist bekannt: Gründe einen Club und kassiere Beiträge. Damit nun jede Menge Leute auf das Angebot aufspringen, braucht es eine möglichst clevere Geschäftsidee. Dazu setze da an, wo der Schuh die Menschen am meisten drückt - an jenen Stellen, wo die Begehrlichkeiten am größten und der Bankenwiderstand im Alltagsleben am hartnäckigsten sind.


Man nehme zum Beispiel den Wunsch fast eines jeden jungen Menschen, ein neues und schickes Auto fahren zu wollen. Am besten in der Preisklasse ab 50.000 € und verspreche dazu noch eine dicke fette Brieftasche. Alles, was die Leute zu tun haben, denen die Ankündigung der leichten Erreichbarkeit solcher Traumvorstellungen das Wasser im Munde zusammen laufen läßt, ist möglichst viele neue Clubmitglieder anzuwerben.


Wer fleissig wirbt, soll natürlich Geld verdienen. Dagegen ist nun überhaupt nichts einzuwenden. Wenn aber

 von 20,-- € Clubbeitrag schon einmal der Anteil von 75 %, also 15 Euro für diese Werbervergütung ausgegeben wird, sind wir wieder beim altbekannten „Bäumchen-wechsle-Dich“-Spiel und die Absichten werden nur allzu deutlich.

„Gründe einen Club“ scheint die Geschäftsidee für alte und neue Abzocker im ausgehenden und neuen Jahrzehnt zu werden, denn die Entwicklung dorthin dürfte sich in den kommenden Jahren fortsetzen. Schauen wir doch einmal genauer hin:


Der Club ist nichts anderes als wenig modern ausgedrückt ein Verein. Das Besondere daran, wenn sieben Personen erklären, etwas gemeinsam machen zu wollen und das unter einem gemeinsamen Namen tun, ist der Verein eigentlich schon gegründet. Das wäre dann ein nicht in das Vereinsregister eingetragener Verein, bei dem jedes Mitglied mit seinem Privatvermögen, für den Mist, den ein anderes Mitglied verbockt, haftet. Das kann sehr schnell ein Vermögen kosten, wenn ein anderes Mitglied Geschäfte im Namen des Clubs anbietet und dabei etwas schief läuft.


Die zweite Variante sieht so aus: Man will die Haftung der Mitglieder einschränken, am Besten ganz ausschließen und die der Vorstandschaft auf grobe Fahrlässigkeit oder Vorsatz beschränken. In allen anderen Fällen haftet ausschließlich das Vereinsvermögen und das kann bekanntlich "Null" sein. In einem solchen Fall schreibt man eine Satzung und läßt den Club oder Verein in das Vereinsregister eintragen. Zumindest in Deutschland ist das so. Der Club bekommt den Namenszusatz „e.V.“.

Der Nachteil für den Initiator, der unter diesem Deckmantel gerne seinen Geschäften nachgehen würde: Er hat es mit einer Vorstandschaft zu tun, die ihn bei der Lenkung seiner Unternehmungen ausbremsen, weil gegen seinen Willen abstimmen und entscheiden kann und er wäre den Mitgliedern Rechenschaft schuldig. Zudem könnte er abgewählt werden und dann wäre die im Hintergrund ablaufende, schöne und munter sprudelnde Geldquelle dahin. Zumindest für ihren Erfinder.


Da ist es besser, den Club zu gründen und in Deutschland nicht eintragen zu lassen. Statt dessen hängt man dem Clubnamen das Kürzel „AG“ an, was eigentlich auf eine GmbH nach Schweizer Recht hinweisen würde. Eine Aktiengesellschaft nach deutschem Recht wäre zwar auch vorstellbar, dann widerspräche jedoch der komplette Internetauftritt dem gültigen rechtlichen Rahmen. So tollpatschig wird die Abzockermasche ja dann wohl doch nicht gestrickt sein. Jedenfalls hat es die Clubleitung allem Anschein nach bitter nötig, alles so geheim wie möglich zu organisieren, weil nicht einmal eine Clubadresse genannt wird. Dafür aber wieder eine „Verwaltungs-GmbH i.G“ in München, als Kontakt benannt wird, was sehr stark auf eine Firma unter dem Clubnamen hinweist, siehe auch Namenszusatz „AG“. Ein totales, aber sicher absolut gewolltes Verwirrspiel des Initiators. Und damit ganz sicher "äußerst  seriös"!


Wer die Masche durchschaut, wird halt nicht mitmachen - aber das sind ohnehin die Wenigsten und die Masse wird, sofern sie auf die Lockungen anspricht, vorerst einmal mit 20 Euro jährlich abkassiert. Was es jetzt noch bedarf, um dem Ganzen einen seriösen Anschein zu geben und den Eindruck eines wirklich guten Geschäftes für die Clubmitglieder zu erwecken, sind jene eingangs erwähnten, vermeintlich cleveren Geschäftsideen.


Da wäre folgendes im Angebot:


  • Neuwagen mit Flatrate, jetzt vom Club beworben für eine Firma, die erst zu einem späteren Zeitpunkt aktiv werden soll und derzeit als GmbH & CoKG i. Gr. angekündigt wird.
  • Eine Prepaidkarte mit Onlinebankingkonto. Als erzwungenes Kopplungsgeschäft in Verbindung mit der Clubmitgliedschaft macht es sich bei genauer Betrachtuung zwar nicht gut, aber besonders interessant für Leute die Bonitätsprobleme haben und nur schwer an ein solches Konto rankommen. So ganz nebenbei bemerkt, die für Lockangebote vermutlich anfälligste Personengruppe...
  • Ein hervorstechender Eyecatcher: Kostenloser Vermögensaufbau - als Zusatzleistung der GmbH & CoKG i.G. angekündigt. Ist das nicht schön? Kostet nichts und bringt mir ein Vermögen. Alles, was ich dem Anschein nach tun muss, ist Clubmitglied zu sein und kräftig für die Neuwagen-Flatrate trommeln!
  • Kostenloser Mailresponder - Endlich kann jeder, der Clubmitglied wird, seine x-beliebigen Werbebotschaften und Nachrichten ohne großen Aufwand an alle ihm bekannten Mailadressen versenden. Oh wie schön, die virtuelle Welt wird zusätzlich mit unzähligem Spam geflutet und niemand merkt, dass der Club im Verborgenen an wertvolle Mailadressen - nämlich an den kompletten Adressenbestand seiner Mitglieder - kommt.
Gesteuert wird das Ganze von einer „Verwaltungs GmbH“, natürlich und nicht anders zu erwarten „i. G.“, also in Gründung.


Moment einmal - Sie sagen, das Ganze käme Ihnen bekannt vor?
Dann haben Sie also auch schon mit dem „Great Champions Club“, mit der „NFD Verwaltungs GmbH (i.Gr.)“ in München, ihrem Geschäftsführer Thorsten Schrader und dem meiner Meinung nach jüngsten Versuch, Leuten, die möglichst schnell viel Geld verdienen müssen oder wollen, das Fell über die Ohren zu ziehen, Bekanntschaft gemacht? Übrigens: 20 Euro sind sicher nicht "das Fell", aber dahinter stecken Namen, Adressen, persönliche Daten und Kontakte. In diesem Zusammenhang sei auch auf eine Studie des BMI hingewiesen zum Thema "Identitätsdiebstahl".
Freut mich, dass wenigstens Sie nicht auch zu jenen Menschen gehören, denen die Gier nach dem schnellen und leicht verdientem Geld frei nach Rainer Werner Fassbinder das Hirn aufgegessen hat...

3 Kommentare:

  1. Hallo MF!
    Es ist, als fielen die Dummen vom Himmel - keiner mag mehr richtig hinschauen, auf was er sich einläßt. Habe heute eine Werbemail für diesen Club bekommen und bin bei der Recherche auf Deinen Artikel gestoßen. Gut, daß es Dich gibt!

    Grüße Andi

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  2. Ich bin der Udo und was ich euch jetzt sage

    das größte Kopfgeld bezahlen wir in die Rentekasse lach und das ist der größte Schneeball.

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  3. Udo


    Ihr lasst euch nur Blenden von denen die die Verantwortung tragen.Die etwas Leisten
    und sich für Menschen einsezten denen gönnt Ihr nichts.Ihr traut euch doch nett mal aus dem Haus ohne einen Hacken zu finden.
    Aber in unserer Gesellschaft ist das leider so.

    Traurig aber war. Zitat Ende

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