Sonntag, 17. Januar 2010

CLUBUNIVERSUM: Abzocker auf Tour!

Seit wenigen Tagen macht eine "neue" Geschäftsidee die Runde: CLUBUNIVERSUM. Das Konzept der österreichischen Initiatoren Franz Schmidschneider und Martin Baumgartner ist einfach gestrickt; wird mit viel Klimbim, Hokuspokus und Schaumschlägerei angepriesen und läuft meilenweit an der geschäftlichen und kaufmännischen Realität aber vor allem Seriosität vorbei.


Zur Sache:
Die Clubmacher präsentieren ihren Zuhörern auf den öffentlichen Informationsabenden eine gigantische Rechnung. Sie wollen mittelfristig 1 Prozent des weltweiten Internethandels als Geschäftsvolumen über ihren Club abwickeln und all jenen, die sich jetzt als Teilnehmer "einschreiben", 20 % Gewinnanteil zukommen lassen. Dabei spielt es keine Rolle, ob sich diese Personen als "Händler", Privatverkäufer oder nur als Interessent registrieren. Das Geschäft soll, so Referent Schmidschneider, "ähnlich Ebay ablaufen, in der Abwicklung und den Möglichkeiten nur sehr viel besser werden."



Klingt phänomenal, denn dieses 1 Prozent macht, wie den Zuhörern vorgerechnet wird, derzeit 300 Mrd. USD Umsatzvolumen aus mit steigender Tendenz. Allerdings hat die Sache gleich mehrere schwerwiegende Haken.


Um einen Anteil aus diesen 20 % Umsatzbeteiligung zu erhalten, müssen Sie
erst einmal entweder 50 unmittelbar durch Sie geworbene Teilnehmer dem CLUBUNIVERSUM zuführen oder zusammen mit weniger direkt eingeschriebenen Teilnehmern gemeinsam eine Gruppe von 1.000 Teilnehmern für das System anwerben.


Da sowohl die eine als auch die andere Anforderung erfahrungsgemäß nur von sehr wenigen Leuten in absehbarer Zeit erfüllt werden kann, sind sich die Initiatoren dem Anschein nach sehr wohl der Tatsache bewusst, dass nur eine sehr geringe Personenzahl jemals in den Genuss der avisierten Gewinnbeteiligung kommen wird. Und eine solche Überlegung muss es wohl auch gewesen sein, die zum zweiten Element der CLUBUNIVERSUM-Idee geführt hat - der Vertriebspyramide!


Jeder Teilnehmer muss eine Einschreibgebühr von 299,00 Euro entrichten. Teile dieser Gebühr sollen unter den Teilnehmern ausbezahlt werden und so schon vor dem eigentlichen Beginn des Internetgeschäftes für die Teilnehmer Einnahmen generieren. Das muss wohl so sein um wenigstens ein Stück der Illusion aufrecht zu erhalten, mit "CLUBUNIVERSUM" ließe sich Geld verdienen bzw. man könne damit reich werden. Und diese Phantasien werden von den Clubmachern sehr wohl geschürt, heizt man die Euphorie doch mit Zusagen an wie "und wenn Sie alle Stufen durchlaufen haben, besitzen Sie insgesamt acht neue Plätze für die Sie selbst nichts mehr bezahlt haben!"


Die Einstiegspyramide (für Insider: Ass / 3 Könige / 9 Damen) offeriert einen Auszahlungsbetrag von 315,- Euro. Eingenommen werden aber an der Basis 2.693,- Euro. Da für die Folgeplatzierung ebenfalls nicht mehr als maximal € 300,- verrechnet werden dürften, bleibt den Initiatoren aus jeder Einstiegspyramide der satte Betrag von rund 2.000,- Euro. Dieses System setzt sich über weitere fünf Stufen (jeweils Ass / 2 Könige / 4 Damen) fort und soll insgesamt € 3.150,- an den Teilnehmer auszahlen. Bis der erste Teilnehmer diesen Betrag erhalten kann sind demzufolge 9.216 weitere Vertriebsteilnehmer erforderlich. Das heißt, jeder der beiden Initiatoren hat bis dahin voraussichtlich rund 700.000 Euro aus dem Pyramidensystem gezogen.


Dem stehen aus der kompletten Pyramide von der untersten bis zur obersten Systemstufe etwa 1.534 Personen gegenüber, die dann gemeinsam nur rund 493.720 Euro erhalten haben, das macht pro Kopf im Schnitt gerade einmal rund 322,- Euro aus. Und nur ein einziger Teilnehmer (!) hat bis dahin tatsächlich die versprochenen € 3.150,- Euro erhalten. Das ist keine Schwarzmalerei, sondern einfache Mathematik, die für jeden, der einen Taschenrechner bedienen kann, nachvollziehbar ist. Hier wird kräftig abgezockt, das ist ganz offensichtlich!


Jetzt könnte man argumentieren, die Initiatoren hätten kräftig investiert und wären lediglich bestrebt. ihre Investition schnell zu amortisieren, um weiter in das Geschäft investieren zu können. Dem ist offenkundig mitnichten so!


Das für den Betrieb der Internetplattform gegründete Unternehmen firmiert nach Angaben des Mitinitiators Martin Baumgartner als "UK", gemeint hat er wohl "UG". Das Besondere an dieser GmbH-Variante ist auf den Seiten des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie nachzulesen. Dort heißt es unter anderem:


"Die Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt) ist für Gründerinnen und Gründer kleiner Unternehmen, insbesondere Dienstleister, geeignet, die ihre Haftung beschränken möchten und deren Unternehmen mit geringem Kapital auskommen. .... Das Stammkapital beträgt mindestens ein Euro. Wobei sich die Kapitalausstattung immer am konkreten Bedarf orientieren sollte, denn eine unzureichende Kapitalausstattung birgt immer auch eine hohe Insolvenzgefahr." (Zitat Ende)


Eine "UG" gründen, aber von 300 Mrd. USD weltweitem Firmenumsatz träumen. Seltsam auch, dass während der gesamten Firmenpräsentation am 12. Januar 2010 nicht ein einziges Mal der Firmensitz erwähnt wurde. Heute, eine Woche später, sind beide auf Umwegen im Internet auffindbar, sowohl die Clubdomain als auch der Firmensitz. Die auf der Startseite offerierten Einkaufsmöglichkeiten funktionieren hingegen nicht und sind mehr "Schein als Sein". Würde ja auch überraschen, hieß es doch vor einer Woche noch ganz offiziell, dass an der erforderlichen Software für die Handelsplattform gearbeitet werde. Das falle in den Aufgabenbereich eines weiteren Gesellschafters, dessen Name wohlweislich verschwiegen wurde. Aber immerhin sei das eine echte Koryphäe, der an führender Stelle in der EDV-Schmiede bei L'OREAL und bei Audi gearbeitet habe. In den Aufgabenbereich dieses "dritten Mannes" falle die Umsetzung und Programmierung der erforderlichen Software für die Internetplattform.


Damit dürfte diese Person dann einige Jahre zu tun haben, denn eine Software, die mal eben Ein- und Verkaufsvorgänge für ein Marktvolumen von schlappen 300.000.000.000 US-Dollar fehlerfrei abwickelt, ist nicht in ein paar Wochen geschrieben oder an jeder Straßenecke erhältlich. Und da kommt ja noch sehr viel mehr dazu, die gesamte Administration des Handelsvolumens, der Kapitaltransfer, die Provisionsbuchungen und, und, und...


Das, was bis jetzt zu sehen und an Funktionalität zur Verfügung gestellt ist (siehe Bild), wird weder den Erfordernissen noch den Erwartungen gerecht. Nicht ein einziger der auf der Startseite durchhuschenden Artikel kann tatsächlich bestellt werden, die Shopping-Links sind bis zur Stunde Blindgänger, gehässige Menschen könnten auch sagen: Augenwischerei!


In das Gesamtbild fügt sich nahtlos auch die Antwort von Martin Baumgartner auf die Frage eines Teilnehmers am Infoabend in Landshut ein, wie sich denn der rechtliche Status der Teilnehmer sowohl im Bereich Internethandel als auch insbesondere in den Teilnehmergemeinschaften der Vertriebspyramiden gestalten würde. Erst einmal kam da der Hinweis, das wären "alles Geschäftspartner nach HGB 84". Den Hinweis, dass dies zumindest für die privaten, nichtgewerblichen Teilnehmer kaum zutreffend sein dürfte und sich diese eher zueinander im Rechtsverhältnis einer BGB-Gesellschaft mit entsprechenden Haftungen bewegen würden, konterte Baumgartner mit dem nicht nur arroganten Spruch "das interessiert mich nicht, ich bin für den Vertrieb zuständig!" Und das aus dem Mund eines Mannes, der vorgibt einer der beiden Initiatoren und Chefs vom "CLUBUNIVERSUM" zu sein. Man ist versucht, ihm entgegen zu halten: Dümmer geht's nimmer!


Was auch immer die Geschäftsbeziehung gewerblicher Anbieter auf der irgendwann einmal vielleicht kommenden und funktionierenden Internetplattform von "CLUBUNIVERSUM" rechtlich regeln mag (AGBs standen am Informationsabend ebenfalls nicht zur Verfügung!), mit den Geschäftsbeziehungen der Teilnehmer untereinander innerhalb der Vertriebspyramiden hat das nichts zu tun. Hier dürfte es sich wohl um BGB-Gesellschaften handeln, die sich gegenseitig ein Gewinnversprechen geben, dessen Eintrittswahrscheinlichkeit wiederum extrem abhängig von der Überzeugungskraft und mehr noch den Überredungskünsten seiner Teilnehmer gegenüber neuen Interessenten ist. Die Erfahrung aus nahezu 30 Jahren Pyramidenspielen wird sich auch hier wieder einmal bestätigen: "Wer die größten Sprüche klopft und am meisten verspricht, wird auch die meisten Opfer finden!"


Und genau das hatten wir schon Mitte der 80er des letzten Jahrhunderts und zu Beginn des letzten Jahrzehnts. Da hießen diese Geschäftsideen und viel mehr noch die sich dahinter verborgenen Pyramidensysteme mit ihren innovativen Geldvermehrungseigenschaften, welche Jahre danach noch die Staatsanwaltschaften und Gerichte beschäftigten, nicht "CLUBUNIVERSUM", sondern u. a. "Pilotenspiel", "Joker" und "European Kings Club (EKC)" oder später sehr viel schlichter und einfallsloser "Schenkkreis".


Mein Fazit: Wenn Sie sich, Ihrem Bankkonto und ihrem Freundeskreis etwas wirklich Gutes tun wollen, lassen Sie besser die Finger vom "CLUBUNIVERSUM"!

3 Kommentare:

  1. http://www.rici4you.com/
    daß ist sicher wieder so
    ein Pyramidensystem

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  2. Habs mir gedacht! Wenn das so easy sein würde das man in 4 wochen 8.000.- euro verdient; dann würds ja jeder machen...

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  3. Verbrecher... Ich hab mir den mist auch angehört!!!
    Aufs Maul... ;)

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