Freitag, 1. April 2011

Das neue „Esel-streck-dich“-Spiel um vermeintliche Golddukaten

Der wahnsinnige Gold-Donkey
Den Märchenreim „Tischlein deck dich, Esel streck dich...“ haben Sie sicher noch aus ihren Kindertagen in Erinnerung Egal, Sie sollten in jedem Fall Ihren PC anwerfen und im Internet ein wenig surfen. Dort wird seit Kurzem

die moderne Version des Grimm’schen Märchens vom "Goldesel" neu erzählt. Es ist wieder einmal das Spiel mit dem Wunsch der Menschen nach besseren Zeiten und mehr Wohlstand.

Den soll man sich nach elf Monaten bei einem „Optimalen Auszahlungsverlauf“ mit rund 49.000 Euro oder einem Vielfachen davon ja durchaus ermöglichen können. Alles, was dafür zu tun ist, wäre einmalig eine Zahlung von 300 Euro (oder entsprechendem Mehrfachen) zu leisten und dafür einen Gold-Dukaten zu erwerben. So jedenfalls verspricht es der Märchen-Onkel von einer sich im Zustand der „ in Gründung“ befindlichen Gold-Donkey Ltd. In Belize City auf der gleichnamigen Karibikinsel.

Das Märchen beginnt mit „Es war einmal ein Einstiegsmonat in dem ich mich angemeldet und meine 300 Euro bezahlt habe und ein weiterer Monat, der sogenannten Wartephase.“ Nach dieser Zeit, so verspricht es mir der Auszahlungsplan von Gold-Donkey, erhalte ich „90“. Wer jetzt wissen möchte, was diese „Neunzig“ sein sollen, bleibt auf Spekulationen angewiesen; der Auszahlungsplan gibt jedenfalls keinen verbindlichen Aufschluß darüber. Weiter heißt es dort, „Je 1000 Ausschüttung wird automatisch eine neue Gold-Dukate erworben. Entspricht einer Netto-Ausschüttung von 700 €“. Wer jetzt im Geiste das Euro-Zeichen auf alle anderen nicht genau benannten Zahlenangaben transferiert begeht genau den gewünschten Fehler, etwas aus dem Auszahlungsplan herauszulesen, was dort ganz eindeutig nicht geschrieben steht.

Vielmehr wirft der auf meinen sozialen Aufstieg bedachte Belize-Onkel, vielleicht ist es ja auch eine Onkeline, die Sie demnächst darauf ansprechen wird, die Frage auf, was denn nun zu tun sei. Und er hat natürlich auch gleich die passende Antwort parat, damit ich ja nicht auf andere Gedanken kommen könnte. Er empfiehlt mir, einer „Vielzahl von weiteren Menschen von der Idee zu erzählen.“ Es sei nur zu meinem Vorteil. Jawohl, zu >meinem< Vorteil, nicht zum Vorteil der anderen Menschen, denn sonst hätte der Märchen-Onkel „zu Ihrem Vorteil“ nicht mit großem „I“ schreiben dürfen.

Jetzt nimmt mir der Auszahlungsplan meine Bedenken an der Seriösität des Unternehmens und fordert indirekt zur Registratur auf, in dem er mir zusichert, dass der Account ohne weitere Benachrichtigung deaktiviert wird, sollte innerhalb 7 Tagen keine Einzahlung meinerseits erfolgen. Um gleich im Anschluß dran zu erklären, dass ich Provisionen in Höhe von 10 % in Form einer Empfehlungsvergütung erhalten kann. Das müßten dann wohl 30 Euro je verkauftem Gold-Donkey sein, ein konkreter Hinweis auf eine Währung findet sich im Auszahlungsplan jedoch nicht.

Was jetzt erklärt wird, ist unter Zugrundelegung kaufmännischer Bedingungen eines seriösen Geschäftes offenkundiger Humbug. Man versucht mir weiszumachen, 80 Prozent der Einnahmen würden ausgeschüttet. Und das bei einem Geschäft, dessen Tätigkeit angeblich „Goldabbau und Handel“ sind. Damit soll es ja auch möglich sein, mir ab dem zweiten Monat nach meiner Einzahlung monatliche, sich fortlaufend steigernde Ausschüttungen gewähren zu können. Das beginnt, bei den schon erwähnten „90“ und steigert sich über vierstellige Summen bis hin zu fünfstelligen Angaben, wie z. B. 49.000 im 11. Monat. Wie schon erwähnt, ohne Angabe einer Währung...

An dieser Stelle wird auch versucht, dem Ganzen einen Touch sozialer Verantwortung überzustülpen mit der Zusicherung, dass lediglich 20 % der Einnahmen für Verwaltungsaufgaben verwendet werde und ein „Teil der Verwaltungsgelder wird gesependet.“ Als mißtrauischem Menschen beschleichen mich bei einer solchen Aussage böse Gedanken und ich behaupte gespendet in die Taschen des Firmenbosses.

Kein Märchen, ohne einen Funken Wahrheit. Und das gilt auch im vorliegenden Fall. Der Initiator, der seine Identität bislang noch vortrefflich zu verbergen weiß, hat einen Risikohinweis an das Ende des Auszahlungsplanes gesetzt: „Her handelt es sich um ein Geschäft ohne Absicherung. Im Extremfall kann dies zum Totalverlust des Einsatzes führen. Extremfälle wären der Verfall des Goldpreises und/oder der Verlust der Schürfrechte“. Stellt sich die Frage, wo denn die Schürfrechte liegen sollten, bei einer Belize-Ltd. in Gründung?

Diese Frage wird sich jedoch kaum jemand stellen, denn wie ich aus langjähriger Erfahrung im Absatz von Finanzprodukten weiß, macht sich ein solcher Hinweis in Werbe- und Vertragsunterlagen sehr gut. In der Regel bewirkt er nämlich genau das Gegenteil von dem, was der Gesetzgeber damit bezwecken wollte. Er wird von den Investoren eher als Zeichen der Ehrlichkeit denn als Mahnung zur Vorsicht interpretiert. Ein paar geschickte Worte des Verkäufers obendrauf gesetzt und schon paßt die Sache - ganz im Sinne der Abzocker!

Übrigens, wenn Sie sich den Gold-Donkey genau anschauen, könnte es Ihnen ja genau wie mir ergehen. Mein erster Eindruck war, da grinst mich ein stilisierter goldfarbener Affe mit Eselsohren an. Das ist keine Investition in Gold, bestenfalls poliertes Messing. Einen solchen „Dukaten“ jedenfalls, der als Symbol für eine neue Geld-Umverteilungs-Pyramide herhalten muß, würde ich mir nicht in meinen Tresor legen, selbst wenn er wirklich den höchsten Reinheitsgehalt an Gold haben würde.

Und so firmiert die neue Abzock-Gilde:
Gold-Donkey Ltd. i.G.
P.O. Box 332
64 Regent Street
Belize City, Belize

Auch hier wird es für die später hinzugekommenen heißen: Außer Spesen nichts gewesen!



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